There is no life at the comfort zone (…und wie ich vorhabe sie zu verlassen)

Ich weiß nicht, ob ich hier schon jemals so offen war. Aber offen sein ist auch ein Teil davon, sich außerhalb der Comfort Zone zu bewegen. Eine Entscheidung treffen, auch wenn vielleicht nicht jeder sie verstehen kann. Deswegen erzähle ich heute davon, was dieser Satz wirklich für mich bedeutet und wie er es überhaupt geschafft hat, diese Bedeutung für mich zu bekommen. Denn noch vor ein paar Monaten wäre es für mich wohl nur ein Spruch gewesen, der sich nett anhört und eine gute Instagram Caption ergibt.

Vor zwei Wochen habe ich meinen Job gekündigt. Einen gut bezahlten Job, der in ein paar Jahren zu einem Job mit einer noch besseren Position und einer noch höheren Bezahlung hätte führen können. Diese Woche werde ich meine Wohnung kündigen. Eine schöne 2-Zimmer-Wohnung, nicht weit von der Frankfurter Innenstadt entfernt, trotzdem nahe am Grünen, mit einem Südwest-Balkon und einer Badewanne. Nächsten Monat werde ich mein Auto verkaufen. Das Auto hat mich nun 7 Jahre lang begleitet und es war immer da, wenn ich es brauchte. Noch etwas später werde ich mein Bett verkaufen. Ein Traum von einem Bett, mit 1,60cm Breite, das in meinem blau gestrichenen Schlafzimmer steht, das ich nach all meinen Wünschen eingerichtet habe. Ich werde nach und nach die meisten meiner Bücher verkaufen und verschenken. Die Bücher, die eine komplette Wand an Billy-Regalen ausfüllen und die ich so sehr liebe. Übrig bleiben werden einige Kisten mit den wichtigsten Büchern, der wichtigsten Kleidung und Gegenständen, auf die ich nicht verzichten kann. Dazu eine Reisetasche.

Wieso ich mich von all diesen Dingen trennen möchte, obwohl sie mir doch scheinbar eine Menge bedeuten? Genau hier kommt der Satz „There is no life at the comfort zone“ ins Spiel. Seine Bedeutung für mich? Ganz einfach, er hilft mir das alles durchzuziehen. Ja, es ist schwer. Ja, ich habe fast geweint, als ich meinen kleinen Olivenbaum nach fast zwei Jahren weggegeben habe. Aber es ist nur eine Pflanze, nur eine Wohnung, nur ein Job. Nichts, was mich glücklich genug gemacht hätte, um mich nicht davon zu verabschieden. Denn mein Job macht mich aktuell nicht mehr glücklich. Er sorgt dafür, dass ich gereizt bin, dass ich unglücklich bin. Mir fehlt der Sinn, die Bedeutung, in dem, was ich jeden Tag, jede Woche dort tue. Meine Wohnung ist schön, aber sie ist teuer und hält mich nur davon ab, wirkliche Abenteuer zu erleben. Und der Olivenbaum? Davon finde ich in Südeuropa sicher unzählige in freier Natur.

Seit ich mich erinnern kann, habe ich bis auf wenige Ausnahmen immer den Weg verfolgt, der mich an den jetzigen Punkt gebracht hat. Gute Noten in der Schule, ein solides Studium, einen guten Job. Nur habe ich die meiste Zeit vergessen zu hinterfragen, was ich mache, wenn ich das erreicht habe. 6 Wochen im Jahr in den Urlaub fahren, ein teureres Auto kaufen, eine größere Wohnung mieten? Ich dachte wohl immer, dass es genau das ist, was mich glücklich macht. Aber jetzt reicht es mir nicht mehr. Jetzt habe ich in meiner Zeit auf den Kanaren erlebt, wie es sich anfühlt, verrückt zu sein. Ich habe so viele Menschen getroffen, die mich inspiriert haben. Ich habe die Freiheit gespürt. Mir ist bewusst geworden, wie wenig mich mein Job erfüllt. Und dann dachte ich: Da muss noch mehr sein. Was, wenn ich mutig bin? Was, wenn ich es wage? Was, wenn ich zum ersten Mal in meinem Leben nur das Ziel habe, mich selbst besser kennen zu lernen und nichts zu erreichen? Was, wenn ich die nächste Entscheidung jetzt noch nicht treffen möchte?

Ich weiß nicht, ob ihr den Film „Briefe an Julia“ kennt, einer meiner Lieblingsfilme. Dort schreibt Amanda Seyfried eine Antwort an eine alte Dame, die vor vielen Jahren einen Brief an Julia geschrieben hat und sie um Rat bezüglich ihrer Liebe gefragt hat. In dieser Antwort gibt es nun eine Stelle, die ungefähr so lautet: Was und Wenn sind zwei harmlose Wörter. Aber setzt man sie nebeneinander, haben sie plötzlich die Kraft, einen den Rest seines Lebens zu verfolgen.
Ich möchte von meinen „was, wenn“-Fragen nicht den Rest meines Lebens verfolgt werden. Ich möchte sie erkunden, erleben, ausprobieren. An ihnen wachsen, von ihnen lernen und mit ihnen Fehler machen.

Vielleicht wird das die größte Reise meines bisherigen Lebens. Ich kenne nicht ihren Ablauf, nicht ihr Ziel. Weder weiß ich, wen ich unterwegs treffen werde, noch, wann und wo ich über mich hinauswachsen muss. Aber zum ersten Mal in meinem Leben habe ich den Mut, es herauszufinden. Ich werde mich auf diese Reise begeben und ich möchte hier von dieser Reise erzählen. Wie genau es ab Mitte Mai weitergeht erzähle ich ein anderes Mal, wenn meine wilden Ideen etwas geordnet sind, wenn ich so was ähnliches wie einen Plan habe. Nur etwas ähnliches, keinen festen Plan. Denn ich möchte mich vom Leben überraschen und mitreißen lassen, ich möchte offen sein. Offen für das Leben und offen, mich besser kennen zu lernen.

Eine Antwort auf „There is no life at the comfort zone (…und wie ich vorhabe sie zu verlassen)“

  1. Ich webe ein unsichtbares Band, ganz leicht und doch unzerreißbar. Es wird Dich und mich verbinden. Ganz leicht wie ein Flügelschaft eines Schmetterling. Durch dieses Band fließt meine Liebe zu Dir. Immer und überall. Über allen Grenzen hinweg. Sie soll Dir Kraft geben wenn Du zauderst und Dich bestärken bei allen Entscheidungen.
    Mütter halten die Hände ihrer Kinder eine Weile und ihre Herzen für immer

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