Das Leben setzt sich im Grunde aus Entscheidungen zusammen. Eine Entscheidung führt zu nächsten. Dazwischen kann alles mögliche passieren. Dann ist eine neue Entscheidung nötig. Eine Entscheidung kann alles ändern oder nur eine Kleinigkeit. Sie kann sogar dafür sorgen, Dinge beizubehalten. Aber wir müssen sie treffen. Wenn wir sie nicht treffen, haben wir keine Kontrolle, ja keine Verantwortung über unser Leben.
Eine Entscheidung zu treffen kann dich entspannen, sie kann dich aufwühlen, sie kann dich aufgeregt stimmen oder traurig. Aber sie gibt dir Macht, Macht über dein Leben.
Meine Entscheidung am 8. Dezember 2020 hat für riesige Aufregung gesorgt, für Schmetterlinge im Bauch. Und niemals hätte ich gedacht, welche Entscheidungen sie nach sich ziehen würde. Welche Wege ich gehen würde. Welche Gefühle ich haben würde. Unendliche Zufriedenheit. Wahnsinnige Hilflosigkeit. Tiefe Traurigkeit. Riesigen Mut. Große Träume. Pures Glück. Geraubter Atem. Freudentränen. Stolz. Schmerz. Inspiration. Ich bin voll von Gefühlen und ich versuche nicht mehr, sie loszuwerden. Sie gehören zu mir. Meine Gefühle lassen sich nicht verstecken, sie sind ein Teil von mir, der heraus muss.
Und hier, auf den Kanaren, hier haben sie sich befreit. Sie sind explodiert in einer Stärke und Bandbreite, die mich einschüchtert, mir aber auch Energie gibt. Auf Fuerteventura. Erst alleine, dann zu zweit. Leidenschaft. Erlebnisse. Danach: Verzweiflung. Auf Lanzarote. Dann: Träume wieder entdecken. Träume aussprechen. Träume träumen. Erneut lächeln. Jeden Tag ein paar Minuten mehr. In mich hinein wachsen, über mich hinaus wachsen. Auf Gran Canaria. Vorsichtige Schritte in eine neue Richtung. Überwältig werden. Fliegen. Energie tanken, Energie anwenden. Große Entscheidungen treffen. Abschiede.
Und nun bin ich hier. Sechs Wochen sind vergangen und ich glaube nicht, dass ich wieder dahin zurück kann, wo ich mich vorher befand. Aus mir ist kein neuer Mensch geworden, aber ich bin mir näher gekommen. Noch lange nicht angekommen. Aber endlich auf den Weg gegeben. Einem Weg ohne konkretes Ziel. Einem Weg, auf dem der Weg das Ziel ist. Einem Weg, auf dem Träume nicht verrückt genug sein können und ernst genommen werden. Einem Weg, auf dem ich noch unendliche Male stolpern und fallen werde, am liebsten umkehren würde – zum Anfang, wo noch alles bekannt war. Doch ich werde aufstehen, nach vorne Blicken und irgendwie weiter gehen. Denn zurück möchte ich nicht mehr.
Wie meine nächste Entscheidung ausfallen wird, das weiß ich noch nicht. Denn sie fällt mir nicht einfach. Aber ich habe Vertrauen, dass ich sie treffen werde. Sie gehört zu meinem Weg und sie gibt mir die Macht zu bestimmen, wo der Weg hinführt. Vielleicht stolpere, hinke ich im Moment etwas. Vielleicht mache ich eine Pause. Vielleicht atme ich schwerer. Was auch immer mir hilft, auf dem Weg zu bleiben, ist erlaubt.