Schneewanderung auf den Feldberg – Liebeserklärung an den Taunus

Glitzernd weiß überzogene Tannen. Eiszapfen an Zweigen. Eine Eisschicht an Gebäudewänden. Das satte Knirschen des Schnees unter den Schuhen. Kinder und Erwachsene in Schneejacken und Schneehosen. Eine atemberaubende Aussicht auf umliegende Häuserdächer und Berggipfel. Ein heißer Kakao in einer rustikalen Hütte, gemeinsam mit Fremden an einem großen Tisch. Klingt nach tiefstem Winter in Österreich? Nach einer langen Anreise? Nach einer Gondelfahrt ans Ziel?

Fast. Tiefster Winter auf knapp 900 Meter Höhe. Eine halbstündige Anreise mit der U-Bahn. Einige Kilometer wandern bis zum Ziel. Ein Sonntagsausflug auf den Feldberg. Nicht den im Schwarzwald. Den großen Feldberg im Taunus, nur ein Stückchen außerhalb von Frankfurt, meiner neuen Heimat.

Mein Ziel war es, ein bisschen wandern zu gehen. Für den Megamarsch 2019 zu trainieren. Vielleicht ein bisschen Schnee sehen zu dürfen. Meinen Traum von Bergen vor der Haustür zu leben. Ich kam mir albern vor, bei Temperaturen über null Grad meine Skijacke anzuziehen. Mitten in Frankfurt. Einen Wanderrucksack zu packen. Wandersocken und Stiefel anzuziehen. Meine bisher nur in Österreich getragenen Wanderschuhe hab ich nicht angezogen. Mitten in Frankfurt.

Die U-Bahn ist gefüllt mit Menschen. In Winterjacken, Winterhosen, Wanderstiefeln. Ausgerüstet mit Schlitten, Wanderstöcken und gepackten Rucksäcken. Plötzlich war gar nichts mehr albern, plötzlich war alles richtig. Mitten in Frankfurt. Auf dem Weg nach nicht mehr Mitten in Frankfurt. Angekommen in Hohemark (Oberursel) lagen ein paar Schneereste am Straßenrand, zum Rodeln würde das wohl kaum reichen. Aber ich wollte ja nur wandern, also stapfte ich los. Direkt hinein in den Wald, bald schon auf einer festen Schneedecke laufend.

Fast hätte es sogar die Sonne durch die Wolkendecke geschafft…

Zarte, kleine Schneeflocken fielen vom Himmel. Nicht genug, um die Schneedecke zu erhöhen. Aber genug für das Gefühl in einer anderen Welt zu sein. Mitten im Winterwunderland. Schon bald war ich dankbar für meine Skijacke und ärgerte mich über die dünne Jeans, die ich trug. Mit jedem Schritt ging es höher, die Schneedecke wurde dichter, die Luft kühler. Dann lag der Schnee auch auf Baumstämmen, Ästen, Zweigen, Tannennadeln. Überall glitzerte es weiß. Leichte Flocke schwebten weiterhin vom Himmel hinab. Ein Aussichtspunkt, der Himmel wolkenverhangen. Mystische Schönheit im Taunus. Mitten im Winterwunderland. Alleine auf der Welt.

Ausblick vom Altkönig

Unterwegs gab es einen warmen Kakao in einer Hütte. Richtiges Hüttenfeeling gab es beim Fuchstanz. Schlitten, Winterjacken, dicke Stiefel. Rote Wangen, rote Nasen, strahlende Augen. Gestärkt und aufgewärmt stand nun der letzte Teil des Aufstiegs auf den Feldberg an. Wenn ich als Kind gewusst hätte, was rodeln gehen wirklich bedeutet. Hinauf auf den Berggipfel und dann die Wanderwege hinab sausen.

Auf dem Gipfel vom Feldberg

Ein kalter Wind, der mir um die Ohren pfeift. Jeder Ast, jeder Zweig, alles eingefroren, vom Wind getroffen. Weiß, soweit das Auge reicht. Mitten im Winterwunderland. Ich staune und friere, mache Fotos und friere. Ich fühle mich frei und bin so unglaublich glücklich und friere. Mitten im Winterwunderland. Nicht mehr ganz mitten in Frankfurt, aber mitten in meiner neuen Heimat. Ein besonderes Erlebnis an einem normalen Tag. Urlaub am Wochenende, Urlaub zu Hause.

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