Einmal um Mallorca herum – auf dem Segelboot

Segeln. Oder auch: Camping auf dem Meer. Freiheit. Schwimmen im Mondlicht. Verlust des Zeitgefühls. Ganztags-Outfit Bikini.

Unser Boot: Die Suchon

Klingt wie aus einem Buch? Einem Kitsch-Roman? Klingt nach einem Reiseanbieter? Klingt nach der Wahrheit? Es ist die Wahrheit. Segeln ist kein Sightseeing Urlaub, obwohl man jeden Tag an einem anderen Ort ist. Es ist kein Luxusurlaub, weil selbst kochen und aufräumen und mithelfen angesagt sind. Kein einfacher Urlaub, weil nicht immer nur Sonnenschein und spiegelglattes Meer an der Tagesordnung sind.

Die Bucht von Cabrera, eine unbewohnte Insel südlich von Mallorca. Hier haben wir die vorletzte Nacht bei Vollmond verbracht.

Es ist Meer als Sightseeing, es ist jeden Tag ein Erlebnis. Jeden Tag sehen die Wellen anders aus. Eine andere Bucht, eine andere Küstenlinie, eine neue Wassertiefe. Am Strand, auf dem offenen Meer, im Hafen. Jeder Zentimeter des Bootes wird erkundet. Bis es am Ende einer Woche ein zuhause ist. Fremde werden zu Freunden. Auf engstem Raum kommt man miteinander aus. Lernt sich kennen. Man fragt sich weniger gegenseitig aus. Man lebt. Als würde man sich schon ewig kennen. Man fühlt sich an Land fehl am Platz und erst zurück auf dem Boot rückt alles an seinen Platz.

An Deck schlafen und aufwachen, weil einem alles wehtut und zufällig diesen Sonnenaufgang sehen.

Es ist Meer als Luxusurlaub. Es ist der Luxus, dass das einfachste Essen wie ein Sternemenü schmeckt. Gemeinsam essen und lachen und reden. Es ist der Luxus, aus dem Bett aufzustehen und draußen zu sein. Der Luxus, nicht auf die Uhr gucken zu müssen. Man kann unter dem Sternenhimmel schlafen und zum Sonnenaufgang aufwachen. Jeder Abend wird zur eigenen kleinen Party. Tiefgründige Gespräche nach zu vielen Gläsern Wein. Mitten in der Nacht nackt ins Wasser springen, weil ja eh niemand einen sieht. Einfach einen Pulli über den Bikini anziehen, wenn es mal zu kühl wird. Die Wellen gegen das Boot schlagen hören. Lachen.

Port de Sóller. Da haben wir uns für den nächsten Tag Wind gewünscht – und bekommen, in voller Kraft.

Es ist Meer als einfach. Es ist einfach, seine Grenzen zu überwinden. Denn man hat keine Wahl. Windstärke 7. Das Boot wirkt winzig zwischen den riesigen Wellen. Es schwankt nach rechts, nach links, taucht vorne ins Wasser ein. Wasser spritzt über das ganze Boot, badet mich. Ich lache. Ich stehe am Steuer und bewege das Boot durch diesen Wahnsinn. Noch nie habe ich so etwas erlebt. Es raubt dir den Atem. Macht dich stärker.

Sonnenuntergang auf Cabrera

Und zwischen alldem: An Deck liegen. Sonnen. Nichts ist unbequemer als ein Boot. Und doch habe ich es in der Sekunde des Verlassens vermisst. Alles schrumpft zusammen auf diese paar Meter Boot. Die Menschen, mit denen du da bist. Morgens schwimmen gehen. Abends schwimmen gehen. Mal kaltes, mal warmes Bier. Eine Million Lieder. Eine Million Geschichten. Witze, Spitznamen. Unendlichkeit. Und dann rast die Zeit. Gänsehaut eine Woche lang.

Salzige, ungekämmte Haare. Glücklich von den Haarspitzen bis zu den Zehenspitzen.

Das Handy ist nur noch für die Musik da. Selten ein paar Fotos. Konzentriert auf das Wahrnehmen von jedem Moment. Das Speichern von Erinnerungen im Herzen. Der Versuch, dieses Gefühl festzuhalten. Bis zum nächsten Mal. Denn die Frage ist nicht ob. Sondern wann.

Segeln. Oder auch: Camping auf dem Meer. Schwimmen. Kochen. Ankern. Sonnen. Salz auf der Haut und im Haar. Trinken. Lachen. Leben.

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