Ich glaube, ich habe heute etwas verstanden. Frei sein ist nicht nur ein Zustand, es ist eine Einstellung. Frei sein muss man wollen. Frei sein muss man annehmen. Frei sein bedeutet nicht automatisch, dass alles einfacher wird. Frei sein ist eine Chance, die man nutzen kann. Ich bin jetzt frei. Ohne Wohnung, bald ohne Job, mit wenig Gepäck unterwegs. So frei wie man physikalisch nur sein kann.
Aber bedeutet es, dass ich von heute auf morgen weiß, was ich mit meiner freien Zeit anfangen soll? Sorgt es dafür, dass alle meine Sorgen sich sofort auflösen? Lässt es mich ununterbrochen lachend durch die Gegend laufen? Die Antwort lautet Jein.
Natürlich habe ich Ideen und Träume, wie ich meine Zeit nutze. Herauszufinden, was ich wirklich will, wird sich aber nicht sofort ergeben. Das erfordert Mut, Leidenschaft und Zeit. Es erfordert, Fehler zu machen und daraus zu lernen, mich aber nicht zurückhalten zu lassen. Weiterzumachen, mit mir selbst auskommen und Langeweile auszuhalten.
So habe ich definitiv weniger Dinge, über die ich mir Sorgen machen kann. Ob ich aber aufhöre, mir Sorgen über die bleibenden oder kommenden Dinge zu machen, das ist eine Entscheidung. Ich kann frei sein und mir weiterhin Sorgen machen oder ich genieße das frei sein und löse Probleme, wenn sie auftauchen. Der Weg zur zweiten Option ist für mich kein einfacher, aber ich habe den ersten Schritt gemacht und taste mich langsam vor.
Und natürlich laufe ich nicht ununterbrochen lachend durch die Gegend. Niemand ist immer glücklich, niemand lacht immer. Es ist jedoch wieder meine Einstellung, ob ich das positive oder das negative sehe. Ob ich das frei sein aufs Vollste auskoste oder ob ich mich selbst zurückhalte.
Aktuell schreibe ich meinen ersten Blogpost von einem Zug aus. Der Grund: ich möchte nicht im Zug sitzen und warten, dass ich ankomme. Denn wenn ich so lebe, dann komme ich an, ohne weitergekommen zu sein. Dann verbringe ich meine Freiheit mit warten. Ich möchte nicht mehr warten. Ich möchte das Leben genießen. Ich möchte mutig und leidenschaftlich sein, ich möchte Fehler machen und ich möchte frei sein und das frei sein fühlen. Und mal ehrlich: Deutschland hat so viel schöne Landschaft zu bieten, die man vom Zugfenster aus beobachten kann. Wäre doch schade, das zu verpassen, weil man nur darauf wartet, anzukommen.