Ich habe die ganze Zeit gedacht, ich würde mich gerade einfach nur auf ein Abenteuer vorbereiten. Wer hätte gedacht, dass ich bereits mitten drin bin? Vor ein paar Wochen habe ich zum ersten Mal etwas auf eBay verkauft und jetzt passiert das mehrfach pro Woche. Meistens kleine Sachen für wenig Geld, aber mit jedem Schritt komme ich der Wohnungsauflösung ein kleines bisschen näher. Und all meine Sachen durchzusehen, auszusortieren und dann um Preise zu feilschen ist ein ganz schönes Abenteuer.
Neulich gab es Besichtigungen für meine Wohnung und mehrfach kam der Kommentar: „Du hast ja so viele Bücher!“ Das war der Stand, nachdem ich bereits diverse Exemplare zum Verkauf eingeschickt hatte, vermutlich um die 50. Ich habe meine Bücher nie gezählt, aber erst jetzt ist mir bewusst geworden, wie viele es wirklich sind (ich habe sie auch jetzt nicht gezählt, aber sie werden optisch einfach kaum weniger). Wie werde ich sie jetzt also alle los? Die Antwort gab mir Anfang der Woche ein Freund. Stichwort: Bücherschrank. Überall in Frankfurt, und auch bei mir in der Nähe, gibt es sogenannte Bücherschränke. Gratis Bücher reinstellen, gratis Bücher mitnehmen. Ganz wonach man Lust hat. Deswegen habe ich jetzt einen Plan: Jeden Tag ein paar Bücher in meinen Rucksack packen, einen kleinen Spaziergang machen und die Bücher in den Bücherschrank stellen. Und meine Bücher kommen scheinbar gut an: Heute war keins der gestern hinein gestellten mehr vorhanden. Nachteil: Heute konnte ich nicht widerstehen und habe 3 neue Bücher mitgenommen. Aber die kann ich nach dem Lesen ja direkt wieder abgeben. Das ist eine super Sache.
Während ich mit der Buchsache mittlerweile ganz gut abgefunden habe, ist das mit meinen Schuhen eine ganz andere Sache. Aus irgendeinem wenig nachvollziehbaren Grund habe ich emotionale Bindungen zu Schuhen, die ich aus diversen Gründen so gut wie nie trage. Und jedes Mal, wenn ich daran denke, sie auszusortieren, möchte ich am liebsten weinen. Auf der anderen Seite stehen die Schuhe, die ich so oft trage, dass sie vermutlich irgendwann auseinander fallen und die ich aber auch auf jeden Fall behalten möchte. Wenn ich auf mein Bauchgefühl höre, habe ich bald eine Kombination aus untragbaren ungetragenen und untragbaren kaputten Schuhen. Die perfekte Lösung habe ich leider noch nicht, die finale Entscheidung steht noch aus. Außerdem weiß ich ja auch noch gar nicht, wie viele Paare ich überhaupt behalte, da kann man ja gar nicht die richtige Auswahl treffen. Ob mit einer Tasche voll mit nicht tragbaren Schuhen zu reisen wohl eine gute Idee ist?
Das bringt mich direkt zu dem nächsten Abenteuer: Kleidung aussortieren. Ich würde behaupten, dass ich bereits 2/3 meiner ursprünglichen Menge aussortiert habe. Mindestens die Hälfte davon habe ich sowieso nie getragen und vermisse sie tatsächlich nicht. Bis vielleicht auf die Jeansshorts, in die ich seit drei Jahren nicht mehr hinein passe. Die ist doch so schön! Die andere Hälfte ist der Hauptgrund, dass die aussortierte Kleidung immer noch in meiner Wohnung campiert: Falls mir davon doch etwas fehlt, habe ich jetzt noch die Möglichkeit, es zurück in den Kleiderschrank zu legen. Glücklicherweise ist das noch nicht passiert! Darüber, dass ich von dem 1/3 behaltener Kleidung vielleicht noch einen weiteren Teil aussortieren muss, weil es immer noch ziemlich viel ist, denke ich aktuell noch lieber nicht so genau nach.
Das Abenteuer hat also schon lange begonnen. Und auch wenn sich das meiste eher witzig anhört, so hab ich doch auch viele wirklich emotionale Momente. Da gehe ich spazieren, blicke auf den Taunus und muss die Tränen aus den Augenwinkeln wegblinzeln. Meine Bilder von den Wänden zu nehmen tat mir fast körperlich weh, das hat der Wohnung so viel Persönlichkeit genommen. Gleichzeitig macht es die Wohnung wieder mehr zu einer Wohnung und weniger zu einem zuhause und das macht es auf Dauer einfacher, mich an den Gedanken zu gewöhnen. Den Gedanken, dass ich in siebeneinhalb Wochen aus dieser Wohnung ausziehe. Mit einem Rucksack, einer Tasche und nur ein paar wenigen Umzugskartons, die alle in ein Auto passen sollen. Das ist beängstigend und gleichzeitig so aufregend – ein Abenteuer eben!