Sonntag, 29.04.2018, 2:30 morgens:
Bis zuletzt habe ich mich vor ihr gedrückt – der Nachtwanderung. Nachts ganz alleine unterwegs zu sein und ohne richtiges Ziel durch die Gegend wandern hat mich nicht wirklich angesprochen. Die Angst in mir sagte: Ach, du kriegst das auch ohne Übung hin. Ist doch nichts anderes als im Hellen. Dann habe ich mir gestern endlich die Stirnlampe gekauft. Nach einem ausgiebigem Abendessen und einem kleinen Nickerchen auf dem Sofa habe ich mich dann spontan aufgerafft, um wenigstens eine kleine Runde zu gehen.
Den Rucksack habe ich diesmal zuhause gelassen, ebenso die Funktionskleidung. Einzig meine Socken und Schuhe habe ich angezogen und mein Handy und die Stirnlampe mitgenommen. Die Strecke habe ich in zwei Abschnitte aufgeteilt: einen mit Laternen und einen ohne. Also ging es ab ins Naturschutzgebiet, in dem kein Licht brennt und von dem ich mich im Dunkeln normalerweise fernhalte. Rechts und links Bäume und Felder, die von einem dichten Dunst bedeckt sind, der die Sicht selbst mit Lampe kaum zulässt. Mal knackt es, dann schreit ein Vogel, dann wieder hört man ein Schaf oder ein Pferd. Immer wieder bleibe ich stehen, sehe mich um und lausche. Ziemlich gruselig und doch gut zu wissen, was mich an Streckenabschnitten abseits der Straßen erwartet. Hoffentlich finde ich Begleitung, sodass ich da nicht alleine durch muss.
Die zweite Hälfte der Strecke ging dann an Straßen entlang, die gut beleuchtet sind. Die Stirnlampe konnte ich abschalten und ich entspannte mich merklich. Da ich auch schon öfter im Dunkeln Joggen gegangen bin, stört es mich prinzipiell nicht. Das wird zu schaffen sein. Knappe 10 Kilometer bin ich gegangen, einfach um die Erfahrung in der Dunkelheit zu machen. Ich habe ausgerechnet, dass die Sonne 9 Stunden lang nicht scheint beim Megamarsch, 9 Stunden im Dunkeln. Wenn man die Ruhezeiten an den Versorgungsstationen sowie die Dämmerung mitberechnet, sind es wohl 7 Stunden wandern in der Finsternis. Falls ich so lange durchhalte. Falls ich nicht bei 40 km aufgeben muss.
Die Nervosität steigt langsam, ebenso wie die Vorfreude. In der Facebook Gruppe ist wahrzunehmen, dass viele Teilnehmer deutlich weitere Trainingsstrecken in viel kürzerer Zeit zurücklegen. Dazwischen ich. Unerfahren, neugierig, verrückt. Die Wettervorhersage prüfe ich täglich und bange zwischen Dauerregen und prallem Sonnenschein bei Sommerhitze. Je wärmer es ist, umso mehr Durst kriege ich. Je mehr es regnet, umso unangenehmer und nervenaufreibender wird es. Aber abwarten, was das Wetter so bringt. Ändern lässt es sich sowieso nicht.
Ich habe das Gefühl zu wenig trainiert zu haben, aber mir war es wichtig, meine Blasen verheilen zu lassen. Dazu kam dann im Urlaub noch Fieber, von dem ich mich auch lieber noch einen Tag mehr erholen wollte. Das wichtigste beim Megamarsch ist es, in einer guten körperlichen Verfassung zu sein. Der Rest ist der Kopf, und für den werde ich mir Ziele setzen und die Motivation anregen. Ich denke, in einer Gruppe würde ich weiter kommen. Wenn da jemand ist, der weitergeht, der dich ablenkt von den Schmerzen. Ich hoffe, ich kann mich irgendwo anschließen.
Vielleicht steht am 1. Mai noch eine letzte Trainingswanderung an. Am Wochenende vorher wird der Körper dann geschont. Keine neuen Blasen mehr vorher. Keine wunden Füße und schwere Beine. Am Donnerstag nächste Woche geht es dann auf nach München, ich freu mich jetzt schon. 🙂