2020 – ein ganz besonderes Jahr. Ich möchte es nicht schöner darstellen als es war, aber über die schlechten Seiten haben wir in den letzten 12 Monaten wohl alle genug gesprochen. Es war das Thema, das jedes Gespräch bestimmt hat. Deswegen möchte ich nicht über das Virus, nicht über die Nachrichten und auch nicht über Lockdowns sprechen. Ich möchte über mein Jahr 2020 sprechen, das für mich ein ganz besonderes war. Trotz oder vielleicht gerade wegen der Einschränkungen.
Wenn ich mein Jahr 2020 in drei Wörtern beschreiben müsste, dann wären es die folgenden: ehrlich, mutig, bedeutsam.
Warum ehrlich? Ich habe ehrlich eingesehen, dass ich etwas in meinem Leben ändern muss, wenn ich will, dass sich etwas ändert. Ich habe mir ehrlich eingestanden, mich völlig verliebt zu haben und genauso ehrlich, dass mein Herz nur zwei Tage später in eine Million Splitter zersprungen ist. Ich habe angefangen, mich ehrlich mit mir und meinen Träumen auseinander zu setzen, auch wenn noch ein weiter Weg vor mir liegt.
Warum mutig? Ich habe meinen Job gewechselt, worüber ich schon so oft nachgedacht hatte. Ich bin auf so viele Reisen gegangen – allein, zu zweit, in einer Gruppe – was jedes Mal eine andere Form von Mut erfordert hat. Nicht zuletzt die Reise nach Fuerteventura, die ich ohne Rückflug angetreten bin. Ich war verdammt mutig, als ich dem Verlieben, der sich anbahnenden Beziehung, eine Chance gegeben habe. Und es war noch viel mutiger, mich fünf Monate später erneut auf jemanden einzulassen und mein Herz zu öffnen, obwohl ich schon vorher wusste, dass es keine Zukunft gibt. Es fühlte sich wahnsinnig mutig an, mich an die Bootsführerscheine heran zu wagen. Mutig war und ist es auch, mir einen Coach zu suchen und gemeinsam mit ihm an mir zu arbeiten. Es ist mutig, eigene Entscheidungen zu treffen.
Warum bedeutsam? Ich weiß jetzt, dass ich noch fähig bin, mich zu verlieben. Ich weiß jetzt wie sich Liebeskummer wirklich anfühlt, wie er verschwindet und dass es niemals leichter wird, egal wie oft man es schon erlebt hat. Ich habe herausgefunden, dass er es wert ist. Ich weiß jetzt, dass ich tatsächlich Freunde habe, ich bin nicht allein. Ich weiß, dass ich mich ins Segeln verliebt habe. Ich weiß, dass ich oft mehr schaffe, als ich mir zutraue. Ich weiß, dass ich mich selbst manipuliere und an mir arbeiten muss, um an Träume glauben zu können. Ich weiß, dass es noch so viel mehr im Leben gibt, dass ich entdecken und ausprobieren möchte. Ich weiß, dass es sich lohnt zu kämpfen – für diese kleinen Augenblicke, in denen sich alles in einander fügt und mein Herz wild klopft.
Nun ist das Jahr fast zu Ende, obwohl es sich anfühlt, als hätte es gerade erst angefangen. Ich hatte so viele Ideen, so viele Pläne. Vieles ist weggefallen, hat sich geändert oder wurde durch Neues ersetzt. Nie hätte ich geglaubt, meinen Jahresrückblick von Lanzarote aus zu schreiben, das alte Jahr hier zu beenden, das neue hier zu beginnen. Nie hätte ich gedacht, diese Zeilen mit Blick aufs Meer zu schreiben.
Doch ich bin so dankbar. Dankbar, dass ich mir selbst diese Chance gegeben habe. Dass ich mich dafür entschieden habe. Dass ich all das erleben durfte, was ich erlebt habe. Bald beginnt 2021 und es ist für mich der erste Jahreswechsel im Ausland. Erwartungen habe ich keine, oder ich versuche zumindest, keine zu haben. Ich möchte um Mitternacht anstoßen. Eine Stunde später als ich es zuhause tun würde. Einen Kuss wird es nicht geben, wahrscheinlich. Aber dafür eine Umarmung einer guten Freundin. Könnte durchaus schlechter sein, viel schlechter. Also Cheers, auf das unperfekte Leben!